
Mathias


Mathias Oehy, Mitgründer Gleiserei, Mitgründer Subsanity Soundsystem, Event-Veranstalter und Zimmermann
Dienstag, 27. Mai 2025
Du bist Mitgründer von Subsanity Soundsystem, einer der Köpfe hinter der Gleiserei und organisierst seit Jahren Events in Winterthur. Ein umtriebiger Macher, der Ideen nicht nur denkt, sondern umsetzt. Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben?
Weltoffen, risikofreudig & neugierig.
Wie ist die Gleiserei entstanden und was macht diesen Ort für dich besonders?
Ende 2019 wurde meinem Geschäftspartner und mir das Haus “Gleiserei“ von der SBB als Zwischennutzung bis im Sommer 2025 angeboten. Es folgte die Auffrischung des leerstehenden Gebäudes. Als Landschaftsgärtner und Zimmermann konnten wir diese Arbeiten selbst umsetzten. Am 1. Mai 2020 waren die Ateliers bezugsbereit und die Gleiserei füllte sich mit Leben. Ende 2021 konnten wir dann die alte Gabelstaplergarage und den Innenhof dazu mieten. Daraus wurde das heutige Gleiserei Lokal. Auch hier haben wir jegliche Umbauarbeiten selbst durchgeführt und haben dafür fast ausschliesslich bestehende Materialien vom Gelände genutzt, die wir so wieder verwerten konnten. Mittlerweile wurde der Vertrag mit der SBB bis 2030 verlängert.
Das Besondere an der Gleiserei ist für mich, dass wir es geschafft haben, diesem Ort gemeinsam mit unseren Mieter:innen Leben einzuhauchen und öffentlich zugänglich zu machen.
Was waren bisher deine Highlights seit Bestehen der Gleiserei? Gab es Momente oder Projekte in der Gleiserei, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Zu sehen wie einzelne Ateliers und Mietende die Räume nutzen sowie das Haus und den Platz zu beleben, ist immer wieder erneut ein Highlight. In schöner Erinnerung bleibt mir jeweils die Pop-Up-Bar, weil sie viele neue Begegnungen mit sich bringt und ein diverses Publikum anspricht.
Wie wählt ihr aus, welche Projekte oder Menschen in der Gleiserei Platz finden?
Wir führen eine Warteliste mit Personen, von denen wir wissen, dass sie ein Atelier für ein bestimmtes Projekt benötigen. So schauen wir, dass es einen bunten Mix an Tätigkeiten und Personen gibt.
Winterthur verändert sich - wie siehst du die Rolle von Orten wie der Gleiserei in dieser Stadtentwicklung?
Ich finde es sehr wichtig, dass es Orte gibt, die verschiedene Menschen und Tätigkeiten zusammenbringt und daraus im besten Fall Synergieeffekte entstehen.
Was treibt dich persönlich an, neue Ideen umzusetzen?
Es bereitet mir grosse Freude etwas umzusetzen, das genutzt werden kann und die Menschen inspiriert.
Wenn du morgen eine Million für ein Projekt in Winterthur bekämst - was würdest du tun?
Ich würde einen Ort erschaffen, an dem Subkulturen gefördert werden können, da diese meistens nicht gewinnbringend sind und daher viel zu selten eine Plattform bekommen.
Neben der Gleiserei hast du auch das Subsanity Soundsystem mitgegründet. Was war die Idee dahinter – und was macht euch aus?
Uns hat die Geschichte der Soundsystem Culture von Jamaica, die in den 60er Jahren nach England kam, fasziniert. Reggae, Dub, Steppers und Bassmusik begleiten uns schon lange. Das Subsanity Soundsystem haben wir aus dem DIY-Gedanken aufgebaut; es ist von Grund auf selbst gebaut. Vor dem Soundsystem zu stehen und den Bass auf sich wirken zu lassen, ist ein physikalisches Erlebnis: Musik wird spürbar.
Was war dein bisheriges “Subsanity Soundsystem”-Highlight?
Da gibt es viele! Im Salzhaus organisieren wir seit 2021 zwei Mal im Jahr die Event-Serie «Sub Arena», bei der wir Grössen und Legenden der Reggae und Soundsystem Szene nach Winterthur holen. All diese Events sind für uns unvergesslich. Ein Highlight war sicher auch das Beat BBQ in Töss, wo wir zusammen mit Freunden während zwei Jahren regelmässig Outdoor-Daydances organisierten.
Wenn wir grad von Musik sprechen - gibt es einen bestimmten Sound, der für dich typisch “Winterthur” ist?
In meiner Jugend war ich viel im Gaswerk unterwegs. Das Lied von Hukedicht «Hard Rock City» beschreibt für mich ziemlich gut, was der Sound von Winterthur ist. Ich bin jedoch froh, dass Winterthur – aus meiner Sicht – diverser geworden ist.
Deine Lieblingsband- oder Künstler:in? Warum?
Das O.B.F Soundsystem gehört seit langem zu meinen Favoriten. Der musikalische Output und die Produktionen sind einzigartig und beeinflussen die junge Generation in der Westschweiz, Frankreich und darüber hinaus. In Genf veranstalten sie grosse, stets ausverkaufte Soundsystem Events auf 3 Floors mit über 1000 Gästen. Sie sind eine Inspiration für mich.
Was schätzt du an und in Winterthur?
In einer «Grossstadt» zu wohnen und deren Vorzüge zu geniessen. Dabei gibt es aber immer wieder Momente, in denen ich mich wie in einem Dorf fühle. Diese Mischung gefällt mir sehr gut.
Was magst du an Winterthur weniger?
Ich empfinde es als sehr schade, dass in Winterthur Nischenangebote nicht zu funktionieren scheinen. Zwar möchte man keinen Kommerz, aber zu fest Nische darf es auch nicht sein.
Welches ist dein Lieblingsort in Winterthur?
Abgesehen von der Gleiserei bin ich gerne in der Altstadt. Ansonsten trifft man mich aber auch im Lina’s oder Roxy an.
Badi oder Töss?
Badi.
Bäumli oder Steibi?
Steibi.
Morgenmensch oder Nachteule?
Morgenmensch.
Negroni oder Bier?
Bier.
Auf was dürfen wir uns die nächsten Jahre freuen? Gibt es Projekte, von denen du träumst?
Momentan baue ich neue Subwoofer für das Soundsystem. Diese werden uns hoffentlich für weitere Jahre begleiten und viele Bassliebhaber:innen begeistern. Im Hinblick auf die Gleiserei träume ich von einer weiteren Verlängerung der Zwischennutzung.