
Daniela

Daniela Binder, Geschäftsführerin Obergass Bücher
Samstag, 26. APRIL 2025
DU BIST GESCHÄFTSFÜHRERIN IN DER BUCHHANDLUNG “OBERGASS BÜCHER”. WAS HAT DICH DAZU INSPIRIERT, BUCHHÄNDLERIN ZU WERDEN UND WIE BEGANN DEINE REISE IN DER BUCHBRANCHE?
Ich war immer schon eine leidenschaftiche Leserin und von daher lag es nahe, den Beruf zu wählen. Im April 1988 habe ich meine Lehre in der damaligen Buchhandlung Schneebeli begonnen und bin seither “hängen” geblieben: nach der Ausbildung als Buchhändlerin, ab 1992 als Co-Geschäftsführerin noch unter Schneebelis und ab November 1999 als Mitinhaberin und Geschäftsführerin der aus der Buchhandlung Schneebeli hervorgegangenen “Obergass Bücher”.
DAS IST EINE SEHR LANGE ZEIT! Was macht die Buchhandlung Obergass Bücher für dich zu einem so einzigartigen Ort?
Unsere Buchhandlung soll ein Ort sein, an welchem sich unsere Kundschaft wohlfühlt. Dies ist uns - glaube ich - gelungen. Und diese Atmosphäre macht es für mich auch nach mehr als 25 Jahren zu einem Ort, wo sich Arbeit und Berufung verbindet.
Die Buchhandlung Obergass Bücher feierte 2024 ihr 25-jähriges Jubiläum. Was bedeutet dir dieses besondere Jubiläum?
In einer solchen Zeit und als unabhängige Buchhandlung ein solches Jubiläum feiern zu dürfen, war einzigartig! Wir haben in diesen Jahren so vieles erlebt - auch schwierige Zeiten - aber unsere Kundschaft hat immer treu zu uns gehalten. Und für mich ganz persönlich sind die 25 Jahre auch ein Erfolgserlebnis!
Welche Philosophie verfolgst du bei der Auswahl der Bücher und der Gestaltung des Sortiments?
Grundsätzlich bestelle ich die Bücher, die ich selber gerne lesen würde oder bei denen ich denke, dass sie bei unserer Kundschaft Anklang finden. Mir ist aber auch wichtig, dass wir eine grosse Bandbreite an Themen anbieten. Und mit unseren grossen Schaufensterfronten können wir besondere Bücher/Bildbände präsentieren, was auch bei Laufkundschaft Anklang findet.
Ihr seid bekannt für eure Buchvorstellungen und Lesungen. Was motiviert dich, solche Events zu organisieren, und welche Rolle spielen sie für die lokale Gemeinschaft?
Die Buchvorstellungen in verschiedensten Bibliotheken für die jeweilige Kundschaft im ganzen Kanton Zürich mache ich seit gut 30 Jahren. In dieser Zeit hat sich ein treues Publikum entwickelt, welches mich jedes Mal freudig und herzlich empfängt. Die Lesungen in der Buchhandlung runden unser Angebot ab und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, Autor*innen eine Plattform zu geben. Für die lokale Gemeinschaft bedeutet es hoffentlich eine kulturelle Bereicherung.
Kannst du ein besonderes Ereignis oder eine besondere Begegnung aus den letzten 25 Jahren teilen?
Oh, da gibt es unzählige. Besonders schön war zum Beispiel die Signierstunde mit dem ehemaligen Bundesrat Didier Burkhalter. Oder unsere drei Jubiläumsfeiern (10/20/25 Jahre) mit unserer Kundschaft. Und ganz einfach: fast jeden Tag eine schöne, bereichernde Begegnung mit Kundinnen und Kunden.
Ihr bildet regelmässig Lernende im Buchhandel aus. Was ist dir bei der Ausbildung junger Buchhändler*innen besonders wichtig?
Die Freude am Beruf zu vermitteln, den jungen Menschen die Leidenschaft fürs Lesen und die Begegnungen mit Menschen jedweden Alters und Herkunft mitzugeben.
Was bedeutet Lesen für dich persönlich?
Ich sage immer: “Lesen ist wie Atmen für mich”
Gibt es ein Buch, das du kürzlich gelesen hast und uns empfehlen kannst?
Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht lese… Von daher ist es sehr schwierig, ein einzelnes Buch herauszupicken. Aber eines der letzten Bücher, welches mich besonders berührt hat: Niall Williams, Das ist Glück, Ullstein Verlag. Eine wunderbare, tragi-komische und atmosphärische Geschichte aus Irland im Jahr 1958.
Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade von Büchern umgeben bist?
Ich gärtnere gerne auf meiner Dachterrasse, liebe es, in der Natur zu sein, zu fotografieren und in den Ferien zu reisen.
Wenn du eine Zeitreise machen könntest, in welche Epoche würdest du reisen?
Entweder ins Mittelalter oder in die Zeit der Weimarer Republik.
Du darfst vier Personen zu einer Flasche Wein an einen runden Tisch einladen - wen lädst du ein?
Schwierige Frage… Vermutlich wären es zum Schluss vier Personen aus meinem nächsten Kreis!
Was ist dein persönlicher Lieblingsort in Winterthur?
Am allerliebsten bin ich zu Hause - und sonst in der Natur, z.B. der Töss entlang, quasi direkt vor meiner Haustüre.
Wenn du Besuch aus einer anderen Stadt hast, was darf auf der Sightseeing Tour durch Winterthur nicht fehlen?
Sicher die Museen, aber auch die schönen Kaffees!
Wo trifft man dich zum Kaffee trinken?
Ich bin da eher langweilig, weil ich fast nie Kaffee trinke… Aber z.B. gerne ins Riva, gleich vis-à-vis unserer Buchhandlung.
Welches ist dein Lieblingsladen (ausser deiner Buchhandlung) in Winterthur?
Es ist kein Lieblingsladen, sondern ganz profan der Wochenmarkt, da bin ich immer am Dienstag und am Freitag anzutreffen…
Wenn du Winterthur in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Heimat - Vielfältigkeit - Natur